Flex-Kita in Rostock: Innovative Betreuung für Schichtfamilien

von | 31. Juli 2025 18:57

Im Rahmen meiner Sommertour als OB-Kandidat habe ich in Rostock eine Kita besucht, die in vielerlei Hinsicht besonders ist: die Kita Humperdinckstraße, auch bekannt als Flex-Kita der GGP-Gruppe. Ihr Konzept ist speziell auf Familien zugeschnitten, die im Schichtdienst oder zu ungewöhnlichen Zeiten arbeiten – ein Modell, das auch für Städte wie Mönchengladbach interessant sein könnte.


Flexible Betreuung auf Landesbasis

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es grundsätzlich drei Betreuungsmodelle: 20, 30 und 50 Stunden pro Woche. Welches Modell in Anspruch genommen werden kann, hängt vom beruflichen Status der Eltern ab. Wer beispielsweise arbeitssuchend ist, hat nur Anspruch auf einen 30-Stunden-Platz. Das Flex-Prinzip ist an die Voraussetzung geknüpft, dass die Eltern im Schichtdienst arbeiten und einen Anspruch auf einen 50-Stunden-Platz haben. Das ermöglicht eine deutlich individuellere Abstimmung der Betreuungszeiten auf den jeweiligen Arbeitsrhythmus. Wer etwa im Nachtdienst tätig ist, kann sein Kind am Abend in die Kita bringen und es am folgenden Nachmittag wieder abholen – nach einer wohlverdienten Ruhepause. Das Ziel: Mehr echte Zeit mit dem eigenen Kind, durch einen besser strukturierten Alltag.


Einblick in den Kita-Alltag

Begleitet wurde ich bei meinem Besuch von Frau Ines Rosenfeld, der Bereichsleiterin der Kitas des Trägers, sowie Frau Marie-Luise Kewitsch, der stellvertretenden Leitung der Kita Humperdinckstraße. Beide nahmen sich viel Zeit, mir das pädagogische Konzept im Detail zu erklären und mir die Räume sowie die Abläufe der Einrichtung näherzubringen.


Geöffnet an 362 Tagen im Jahr

Die Kita ist an 362 Tagen im Jahr geöffnet – lediglich der 24., 25. und 26. Dezember sind Schließtage. Auch am Wochenende kann Betreuung angeboten werden, wenn Bedarf besteht. Feste Ferienzeiten gibt es nicht. Dieses Maß an Flexibilität ist besonders für Familien mit unregelmäßigen Arbeitszeiten eine große Entlastung.


Kapazitäten und Kosten

Aktuell werden rund 185 Kinder in der Kita betreut – ursprünglich waren es einmal 220 Plätze, die Zahl wurde aufgrund rückläufiger Geburten angepasst. Etwa 55 Kinder nutzen aktuell das flexible Betreuungsmodell. Besonders hervorzuheben ist: In ganz Mecklenburg-Vorpommern werden keine Elternbeiträge erhoben, lediglich das Essensgeld ist zu zahlen – eine wichtige politische Entscheidung auf Landesebene.


Famly-App als Kommunikationsbaustein

Ein modernes Element in der Organisation ist die App Famly, entwickelt in Dänemark. Sie ist ein Baustein der Kommunikation zwischen Eltern und Einrichtung. Darüber können Betreuungszeiten verwaltet, Krankmeldungen übermittelt oder aktuelle Informationen geteilt werden. Gleichzeitig unterstützt sie das Kita-Team bei der Personal- und Einsatzplanung – etwa wenn Fachkräfte krankheitsbedingt ausfallen und flexibel reagiert werden muss. Natürlich steht die App nicht im Widerspruch zur persönlichen Kommunikation, die weiterhin fester Bestandteil des pädagogischen Alltags ist.


Bedarf statt Dauerbetrieb

Wichtig ist: Die Kita hat nicht rund um die Uhr geöffnet – aber sie kann es, wenn es gebraucht wird. Das Angebot orientiert sich konsequent am Bedarf der Familien. Es geht nicht um pauschale Dauerbetreuung, sondern um individuell angepasste, verlässliche Lösungen.


Fazit: Ein Modell mit Vorbildcharakter

Was ich mitnehme: Familien brauchen keine Sonntagsreden, sondern echte Unterstützung. Die Flex-Kita in der Humperdinckstraße ist ein starkes Beispiel dafür, wie moderne Kinderbetreuung funktionieren kann – flexibel, verlässlich und kindgerecht. Kinderbetreuung muss sich den Menschen anpassen – nicht umgekehrt.