Vier Feiertage für die Demokratie – und der Mut zur Klarheit
Am 6. November 2025 lud die Stadtbibliothek Mönchengladbach unter dem Titel „Vier Feiertage für die Demokratie – Unter Druck“ zu einer weiteren Veranstaltung ihrer Gesprächsreihe in den WandelSaal der Zentralbibliothek Carl Brandts Haus ein. Ziel der Reihe ist es, Menschen zusammenzubringen, die sich mit Überzeugung und Engagement für Freiheit, Gleichheit und demokratische Werte einsetzen – oft in ihrer Freizeit, manchmal unter persönlichem Risiko und nicht selten gegen Anfeindungen.
Auf dem Podium diskutierten unter der Moderation von Sema Kouschkerian Vertreterinnen und Vertreter der demokratischen Parteien: Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD), Dieter Breymann (CDU), Laura Steeger-Franke (Bündnis 90/Die Grünen), Natascha Stephan (FDP) und Sebastian Merkens (Die Linke). Im Mittelpunkt stand die Frage, wie der öffentliche Dialog in Zeiten wachsender Polarisierung und zunehmender Aggression gegenüber demokratischen Institutionen gelingen kann – und was jede und jeder Einzelne tun kann, um Demokratie lebendig zu halten.
Wenn Demokratie angegriffen wird
Dass die Demokratie tatsächlich „unter Druck“ steht, zeigte sich auch an diesem Abend im Publikum. Ein Vertreter der AfD Mönchengladbach, Herr Immel, ergriff das Wort und fragte, warum seine Partei – immerhin drittstärkste Fraktion im Rat – nicht auf dem Podium vertreten sei. Außerdem warf er der Stadtbibliothek vor, ihrer angeblichen „Neutralitätspflicht“ nicht nachzukommen.
Diese Intervention war bezeichnend: Sie zeigte genau das Spannungsfeld, in dem sich demokratische Akteure heute bewegen. Der Anspruch der AfD auf Gleichbehandlung beruht auf einem Missverständnis. Demokratie bedeutet nicht, dass jede Position, auch wenn sie die Grundlagen dieser Ordnung ablehnt, dieselbe Bühne erhält. Sie bedeutet vielmehr, dass wir die Freiheit verteidigen, ohne sie denjenigen zu überlassen, die sie abschaffen wollen.
In diesem Moment habe ich spontan reagiert – mit einem Zwischenruf, der meine Haltung klar ausdrückt:
„Die wollten keine Nazis.“
Es war keine Provokation, sondern ein Bekenntnis. Ich halte es da mit dem Philosophen Karl Popper, der in seiner Paradoxie der Toleranz schrieb:
„Uneingeschränkte Toleranz muss zum Verschwinden der Toleranz führen.
Wenn wir die unbegrenzte Toleranz sogar gegenüber den Intoleranten ausüben,
wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaft gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen,
dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“
Diese Worte hat an diesem Abend auch Dieter Breymann (CDU) zitiert – und ich stehe voll und ganz hinter dieser Haltung.
Toleranz hat Grenzen
Demokratie lebt von Meinungsvielfalt, Widerspruch und Diskurs. Aber sie endet dort, wo Menschenverachtung beginnt. Eine Partei, die systematisch Minderheiten diffamiert, die Pressefreiheit angreift und das Grundgesetz infrage stellt, kann nicht Teil einer Diskussion über die Verteidigung demokratischer Werte sein.
Das hat nichts mit Zensur oder Ausgrenzung zu tun, sondern mit dem Schutz der Demokratie selbst. Die Veranstaltung in der Stadtbibliothek hat gezeigt, wie wichtig solche klaren Grenzen sind. Sie war ein starkes Zeichen dafür, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist – sondern tägliche Aufgabe und Haltung.
Ein Abend, der Mut macht
Trotz des Zwischenfalls überwog am Ende das Positive: Die Podiumsdiskussion bot viele inspirierende Impulse, ehrliche Reflexionen und Mut zur Selbstkritik. Es wurde nicht nur über das gesprochen, was schiefläuft, sondern auch über das, was uns verbindet – über den Wert des Dialogs, über Bildung, über Engagement und über die Verantwortung jedes Einzelnen, die Demokratie zu stärken.
Gerade in einer Zeit, in der populistische Vereinfachungen und Hassparolen lauter werden, braucht es solche Orte des Gesprächs – offen, respektvoll, aber auch entschieden.
„Vier Feiertage für die Demokratie“ ist mehr als nur eine Veranstaltungsreihe. Es ist ein Bekenntnis: Wer Demokratie liebt, muss sie verteidigen – mit Argumenten, mit Haltung und manchmal auch mit einem klaren „Nein“ zu den Feinden der Freiheit.
Auch interessant…
Stadt Mönchengladbach
Ich stelle mich der Diskussion – auch mit der AfD.
