Letzte Woche besuchte ich die AWO Mönchengladbach – ein Lebenseindruck, der geprägt war von Offenheit, Innovation und hohem sozialem Anspruch. Im Zentrum stand das Thema New Work, das bei der AWO seit 2020 aktiv gelebt wird – inspiriert von der New-Work-Philosophie des US-Philosophen Frithjof Bergmann. Er formulierte Konzeptideen wie Autonomie, Freiheit und Sinnhaftigkeit im Arbeitsleben, das „die Freiheit, etwas zu tun, das wirklich, wirklich wichtig ist“ umfasst Wikipedia.
Zellstrukturen und Rollenvielfalt
Die starre Hierarchie hat bei der AWO weitgehend ausgedient. Stattdessen arbeiten Menschen in „Zellen“ – kleinen, divers zusammengesetzten Teams von vier bis acht Personen. Die Entscheidungen werden auf der Ebene getroffen, wo das Wissen sitzt. Jede dieser Zellen bildet sich eigenständig, besetzt sich mit den notwendigen Rollen und hat volle Budgetverantwortung. Für Leistungen der Verwaltung gelten sogar interne Verrechnungssätze – Zellen können etwa entscheiden, ob sie Aufgaben intern erledigen oder extern vergeben, je nachdem, was wirtschaftlicher ist. Fehlertoleranz ist programmatisch verankert: Entscheidungen dürfen zum Zeitpunkt der Maßnahme getroffen werden, scheitern ist nicht nur erlaubt, sondern gewünscht, um kontinuierliche Verbesserung zu ermöglichen.
Struktur und Reaktion auf Fachkräftemangel
Durch dieses selbstorganisierte Prinzip wird die AWO zu einem attraktiven Arbeitgeber. Viele Bewerbende finden dieses innovative Arbeitsmodell spannend – zugleich lassen sich Menschen, die lieber klassische Aufgaben ohne Entscheidungsdruck übernehmen, problemlos integrieren. Die AWO kann so agil und schlagfertig auf Herausforderungen reagieren.
Strukturen, Angebote und Entwicklungsbedarf
Die AWO Mönchengladbach ist vielfältig aufgestellt: Sie betreibt neun Kitas, vier LENA-Gruppen, zwei OGS-Einrichtungen, bietet Migrationsberatung, Erziehungsberatung, Medienkompetenzförderung, Unterstützung bei sexualisierter Gewalt sowie ambulante Erziehungshilfe („Hilfe zur Erziehung“). Allerdings besteht ein strukturelles Problem: Hilfe setzt oftmals zu spät an – wenn das Kind „bereits im Boden gefallen“ ist, muss es häufig aus der Familie herausgelöst werden. Frühzeitig im Kita-Bereich ansetzende Unterstützung könnte solche Eskalationen vermeiden.
Engagement gegenüber Stadt und Projekte der Kommune
Die AWO fühlt sich eng der Stadt Mönchengladbach verpflichtet – sowohl in Beratung als auch sozialer Verantwortung. Ein konkreter Wunsch: ein „Probiertopf“ für Projekte, in dem Neues ausprobiert und erprobt werden kann, bevor es etabliert wird – ein Design-Gedanke geistig sauber verankert im New-Work-Ansatz.
Transparenz, Vertrauen, Selbstorganisation
Ein Beitrag auf der Plattform SIGU über die AWO Mönchengladbach beschreibt, wie Selbstorganisation und Vertrauen „nicht nur Theorie sind, sondern funktionieren – auch in komplexen Organisationen wie der AWO Mönchengladbach“. Themen wie hierarchiefreie Führung, Beta-Kodex, Zellstrukturen und dezentrales Arbeiten werden explizit genannt Soziale Innovationen Plattform. Offene Kommunikation und Transparenz schaffen die Grundlage für echte Team-Autonomie.
Fazit: Innovation trifft soziale Verantwortung
Die AWO Mönchengladbach lebt eine moderne, humanistische Arbeitskultur: New Work ist hier nicht nur Schlagwort, sondern gelebte Praxis. Kleine, autonome Teams, ein großes Spektrum sozialer Angebote und der Anspruch, frühzeitig präventive Hilfe zu leisten – all das zeigt, wie sich soziale Innovation und Mitarbeiterorientierung fruchtbar verbinden lassen. Die Vision ist klar: Ein soziales Netzwerk, gestaltet von Menschen, die wissen, was sie tun und warum – und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.
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Homepage AWO MG
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