Wo Arbeit wieder Sinn gibt – Der Reha-Verein in Mönchengladbach

von | 25. Juli 2025 18:25

Im Rahmen meiner Sommertour habe ich den Reha-Verein in Mönchengladbach besucht. Mein Weg führte mich dabei in zwei beeindruckende Werkstätten – die Fahrradwerkstatt und die E-Werkstatt. Empfangen wurde ich von Herrn Dahl, Frau Hering und Herrn Schallenburger, die mich mit großem Engagement durch die Einrichtung führten. Der Besuch hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig Projekte sind, die Menschen durch sinnstiftende Arbeit wieder Struktur und Perspektive geben.

Fahrradwerkstatt: Schrauben für den Wiedereinstieg

In der Fahrradwerkstatt arbeiten aktuell zwei ausgebildete Fahrradmechaniker sowie pädagogische Fachkräfte gemeinsam mit etwa 35 bis 38 Klientinnen und Klienten. Ziel ist es, den Teilnehmenden eine geregelte Tagesstruktur zu geben und sie so an den Arbeitsmarkt heranzuführen. Die Werkstatt bietet dafür das ideale Umfeld: Fahrräder werden mit viel Einsatz und Know-how instand gesetzt – allerdings ausschließlich mit gebrauchten Ersatzteilen. Diese stammen aus einem großen Fundus, der auf einer Spende von rund 800 Fahrrädern basiert.

Ein Teil der Räder wird wieder fahrtüchtig gemacht und verkauft, andere dienen als Ersatzteillager. So entsteht ein funktionierendes Kreislaufsystem, das nicht nur ökologisch sinnvoll ist, sondern auch ökonomisch tragfähig. Finanziert wird die Werkstatt über Mittel des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), des Jobcenters sowie aus den Erlösen der Fahrradverkäufe selbst. Hier wird Nachhaltigkeit mit sozialer Integration verbunden – ein Modell, das Schule machen sollte.

Ein weiteres Qualitätsmerkmal: Die Fahrradwerkstatt ist zertifiziert für die Wartung und Reparatur eines großen Herstellers von Fahrradelektromotoren. Diese Anerkennung unterstreicht den professionellen Anspruch und ermöglicht den Teilnehmenden, auch mit moderner Technik zu arbeiten – eine wertvolle Qualifikation für den Weg zurück in den regulären Arbeitsmarkt.

E-Werkstatt: Vom Computer zum Kompetenzerwerb

Mindestens ebenso spannend war der anschließende Besuch der E-Werkstatt. Hier arbeiten 40 Klientinnen und Klienten, angeleitet von einer Fachinformatikerin sowie pädagogischen Fachkräften. Auch hier steht die Tagesstruktur im Vordergrund – und der Weg dorthin beginnt mit einem ungewöhnlichen, aber sehr effektiven Einstieg: Ausgediente Computer werden zunächst in ihre Einzelteile zerlegt und systematisch in verschiedene Müllkategorien sortiert. Das schafft nicht nur Ordnung, sondern fördert Konzentration, Feinmotorik und technisches Verständnis.

Aus den demontierten Geräten lassen sich brauchbare Ersatzteile gewinnen, die in weiteren Schritten Verwendung finden. Dabei geht es nicht nur ums Sortieren – einige Teilnehmende lernen hier auch Programmierung. Besonders beeindruckt hat mich eine Klientin, die gerade an der Programmierung der vereinseigenen Homepage arbeitet.

Die E-Werkstatt ist aber nicht nur Qualifizierungsort, sondern auch der zentrale IT-Dienstleister des gesamten Reha-Vereins. Rund 200 Arbeitsplätze hängen an ihrer Infrastruktur – von der Wartung über die Betreuung bis hin zur eigenen Linux-Distribution, die intern entwickelt wurde. Auch das ist ein Zeichen dafür, wie ernst hier der Anspruch genommen wird, Menschen nicht nur zu beschäftigen, sondern gezielt zu qualifizieren.

Mehr als nur Werkstätten

Neben den beiden von mir besuchten Bereichen gibt es im Reha-Verein auch eine Holzwerkstatt und eine Textilwerkstatt, die ich aus Zeitgründen leider nicht mehr besichtigen konnte. Aber schon in den beiden Werkstätten wurde deutlich: Hier wird mit Leidenschaft, Geduld und großer Professionalität gearbeitet. Das Team des Reha-Vereins schafft es, Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen aus dem Arbeitsmarkt gefallen sind, neue Hoffnung und neue Fähigkeiten zu vermitteln.

Fazit

Mein Besuch im Reha-Verein hat mich tief beeindruckt. Es ist diese Mischung aus Pragmatismus und Idealismus, aus fachlicher Qualität und menschlicher Zuwendung, die den Unterschied macht. Hier wird nicht „verwahrt“, sondern gefördert. Nicht geredet, sondern gemacht. Und genau das brauchen wir mehr in unserer Stadt: Orte, an denen Menschen wieder Mut fassen und lernen können, was in ihnen steckt.

Dafür gilt allen Beteiligten mein großer Respekt. Ich werde mich weiter dafür einsetzen, dass solche Einrichtungen in Mönchengladbach die Unterstützung erhalten, die sie verdienen – weil sie jeden Tag zeigen, wie soziale Teilhabe ganz praktisch gelingt.

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