Am gestrigen Tag durfte ich am zehnjährigen Jubiläum der 1. Community – Ehemalige Heimkinder NRW e.V. teilnehmen – ein Verein, der sich mit beeindruckender Klarheit, Mut und Ausdauer der Aufgabe stellt, das erlittene Unrecht ehemaliger Heimkinder sichtbar zu machen und für Gerechtigkeit einzutreten.
In vielen Gesprächen wurde deutlich, wie tief die Spuren sind, die das System der Kinder- und Jugendheime vergangener Jahrzehnte bei den Betroffenen hinterlassen hat: körperliche Gewalt, seelische Misshandlungen, sexueller Missbrauch, systematische Ausgrenzung, medizinische Experimente und die gewaltsame Trennung von Herkunft und Identität. Viele von ihnen tragen dieses Leid bis heute – ohne je eine wirkliche Entschuldigung oder Anerkennung erhalten zu haben.
Umso wichtiger ist die Arbeit, die dieser Verein seit zehn Jahren leistet: Er bietet Schutzraum, Zusammenhalt, politische Stimme und ein Stück Selbstermächtigung für Menschen, deren Würde in jungen Jahren systematisch mit Füßen getreten wurde. Das verdient nicht nur Respekt, sondern aktive Unterstützung.
Es ist unsere Pflicht, als Gesellschaft und als Politik, alles dafür zu tun, dass diesen Menschen endlich Gerechtigkeit widerfährt.
Gerechtigkeit bedeutet Anerkennung, Aufarbeitung, Unterstützung – und das Ende einer institutionalisierten Verantwortungslosigkeit.
Denn was viele nicht hören wollen: Die Strukturen, die dieses Unrecht ermöglicht oder gedeckt haben, existieren in Teilen bis heute weiter. Der gesellschaftliche und politische Apparat der Verdrängung, der Relativierung und des Wegschauens – dieser Vertuschungsapparat muss endlich aufhören zu funktionieren.
Ich bin dankbar für die Einladung, für die offenen Gespräche und für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde. Ich bin aber auch erschüttert darüber, wie wenig sich in vielen Bereichen verändert hat.
Deshalb gilt: Wir dürfen nicht locker lassen. Nicht beim Thema Aufarbeitung. Nicht beim Thema Gerechtigkeit. Und nicht, wenn es darum geht, aus Geschichte Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft zu übernehmen.
Der Verein zeigt: Veränderung beginnt dort, wo Menschen sich organisieren, füreinander einstehen – und öffentlich das Wort ergreifen.
Ich werde meinen Teil dazu beitragen, dass ihre Stimme gehört wird.
#NichtNurReden #EinfachMalMachen